Eine der Hauptattraktion der westfälischen Stadt Münster und ihr bürgerliches Zentrum ist der Prinzipalmarkt. Dieser breite Straßenzug wird von Giebelhäusern gesäumt, Fußgänger bewegen sich vor jedem Wetter geschützt unter Bogengängen, den Arkaden. Er bildete das Zentrum des Marktgeschehens, den „Hauptmarkt“. Die angrenzenden Straßennamen Roggenmarkt und Alter Fischmarkt erinnern an andere Märkte. Bis heute dürfen auf dem Prinzipalmarkt Blumen und Äpfel angeboten werden, tatsächlich angeboten werden Äpfel aber nur auf dem nahegelegenen Wochenmarkt vor dem St.-Paulus-Dom, dessen Besuch sich ebenfalls sehr lohnt. Blumen dagegen können an zwei Ständen erworben werden. Zu Festen und beim
Empfang von Staatsgästen wird der Prinzipalmarkt in den Stadtfarben Gold, Rot und Silber geschmückt. Im September hängen in den Bögen bunte Laternen und es wird das traditionelle Lambertusfest begangen.
Bedeutende historische Ereignisse, die weit über regionale Stadtgeschichte hinausgehen, sind mit dem Prinzipalmarkt verbunden. An der Nordseite des Prinzipalmarkts steht die Lambertikirche.
Die drei Käfige an ihrem Turm erinnern an die Herrschaft der Wiedertäufer. Die Täuferbewegung um 1530 entstand im Kontext der Reformationsbestrebungen. Es wurden Erwachsenentaufen durchgeführt, die als erneute Taufe im Gegensatz zum Glaubensbekenntnis standen, von denWiedertäufern aber als biblisch legitimiert angesehen wurden. In der Stadt kam es zu starken Auseinandersetzungen. Anhänger der Wiedertäuferbewegung strömten nach Münster, Katholiken und Protestanten, die sich nicht noch einmal taufen lassen wollten, wurden vertrieben. Die Wiedertäufer führten eine Gütergemeinschaft ein nach dem Vorbild der im Neuen Testament dargestellten Jerusalemer Urgemeinde. Jan Mathys sagte das Erscheinen Christi in Münster für Ostern 1534 voraus, nach dessen Ausbleiben wurde er getötet. Fürstbischof Franz von Waldeck belagerte mittlerweile die Stadt, um gegen die Wiedertäufer vorzugehen. Der aus den Niederlanden stammende Jan van Leiden wurde Anführer der Bewegung. Die Radikalisierung im belagerten Münster schritt voran, aber auch die Hungersnot. Im Sommer 1535 gelang es den Belagerern schließlich, die Stadt einzunehmen und das Täuferreich von Münster zu beenden. Die führenden Köpfe der Bewegung, Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling, wurden schließlich im Januar 1536 vor der Lambertikirche gefoltert und hingerichtet. Ihre Leichname wurden in eisernen Käfigen am Turm der Lambertikirche zur Abschreckung zur Schau gestellt. Diese Käfige sind bis heute vom Prinzipalmarkt aus zu sehen. Das bürgerliche Umfeld, die teuren Geschäfte und die geordnete Geschäftigkeit des heutigen Platzes lassen die extremen Zustände in der Stadt zur Zeit der Wiedertäufer als kaum vorstellbar erscheinen.
Ebenso schwer vorstellbar erscheint heute der Gedanke, dass die Gebäude des Prinzipalmarkts nach dem Zweiten Weltkrieg überwiegend schwer oder komplett zerstört waren. Die heutige historische Anmutung beruht auf der Tatsache, dass sich der Wiederaufbau in der Nachkriegszeit anden historischen Grundrissen, Gestaltungselementen und Baumaterialien orientierte.
An zentraler Stelle befindet sich das historische Rathaus. In Münster und in Osnabrück wurde der Westfälische Friede verhandelt, der den dreißigjährigen Krieg beenden sollte. In der als Friedenssaal bekannten Ratskammer wurde allerdings nur der „Friedevon Münster“ verhandelt, der die Geburtsstunde der heutigen Niederlande markiert. Bis heute sind die Münsteraner den Niederländern eng verbunden. Im nahe gelegenen Haus der Niederlande im Krameramtshaus werden sogar Niederlande-Deutschland-Studien von der Universität Münster angeboten. Während der Verhandlungen zur Unabhängigkeit der Niederländer von den Spaniern wohnten die niederländischen Abgesandten sogar hier und auch der abschließende Friedensvertrag wurde hier 1648 unterzeichnet.
Ansichten des Prinzipalmarkts finden Sie auch in unseren immerwährenden Münster-Kalendern.