Warmer Sommertag, das Korn steht gut in diesem Jahr 2019. Ludger ist zufrieden. In die Stadt zieht es ihn nicht. Er ist Bauer und trägt einen großen Namen: er heißt Ludger, nicht Liudger, und er ärgert sich, dass das Bistum seinen Namen in die alte friesische Bezeichnung korrigierte. Liudger klinge nicht gut. Ludger oder Liudger, das ist der friedvolle Missionar des Münsterlandes. Ein Mann, der mit Überzeugung die christlichen Werte verkündete. Auftritt eines Friedfertigen, nicht ein Mann des Schwertes, das den Tod brachte: ein Mann in den Stapfen des Guten, ein moralischer Widerpart Karls des Großen. Bauer Ludger trägt gerne seinen Namen, er stimmt mit ihm und den Werten, die die Welt besser machen könnten, überein: die zehn Gebote, die sich ergebenden Forderungen aus diesen – Wahrheit, Ehrlichkeit, Fairness, Respekt vor Tier und Mensch. Er ist ein gläubiger Mann, er besucht die Kirche, die zu seinem Ärger einem riesigen Pfarrverbund zugeschlagen wurde. Er ist ein Mann, vor dem ein Bischofssitz immer Angst hat: ein frommer Ludger, ein visionärer Ludger, ein spartanisch lebender Ludger. Ein Mann, der am Feldesrand jeden vorbeifahrenden Radreisenden freundlich grüßt und winkt. Ludger ist ein einfacher, moderner Reformator.

Liudger segnete das Münsterland von den Höhen des Coesfelder Berges. Das war im Jahre 809 auf 155 Höhenmetern. In diesen Höhen der Baumberge erreichte sein Leben sein Ziel: moralische und ethische Werte verkündet zu haben, die Gläubige und Ungläubigen teilen, wenn sie guten Willens sind. Franziskus von Assisi könnte ein berühmter Bruder im Geiste sein. Das Gedankengut Bauer Ludgers ist geprägt von seinem Patron – so wie viele der Münsterländer, die volksfromm, aber auch im positivsten Sinne rebellisch sind. Der Münsterländer ist auch Reformator. Nicht zuletzt ging jüngst von Münster wiedermals ein Aufbruch auf: Maria 2.0. Ein Protest, der von vielen auch „Alten“ mit größtem Zuspruch getragen wurde.

Ein sehr ansprechendes Denkmal mit Ludgerus und zwei seiner Jünger auf dem Coesfelder Berg wurde 1938 von dem Benediktiner Dominikus Zwernemann (1901-1983) an der historisch angenommenen Stelle der Segenserteilung errichtet. Der Fuß- oder Radwanderer hat von hier einen schönen Blick über das Münsterland. In weniger als zwei Kilometer liegt die Benediktinerabtei St. Joseph zu Gerleve. Die neoromanische Abteikirche entstand 1902-1904 mit 47 Meter hohen Türmen. Eine einladende Restauration, eine ausgezeichnet sortierte Buchhandlung und ein liebevoll gestalteter Klostergarten sind Teil der großen, sehr sehenswerten Anlage. Unter den Besuchern weilt auch Bauer und Reformator Ludger!

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Coesfelder Berg

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Heiliger Ludger, Denkmal von Dominikus Zwernemann, 1938

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Ludgerus auf „Ludgerirast“

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Bauer Ludger: „Das Korn steht gut in diesem Sommer“

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Kloster Gerleve