Die Universitätsstadt Lund (ca. 100.000 Einwohner) — das ,,Cambridge“ von Schweden — liegt in der Provinz Skåne, einem mit Dänemark stark verbundenen Teil Südschwedens. Malmö ist 15 min und Kopenhagen 40 min entfernt per Bahn entfernt. Bis Ende des 17. Jahrhunderst war Skåne dänisch. Eine der Überbleibsel des dänischen Einflusses findet sich noch im Dänisch klingenden Dialekt, der für manchen Stockholmer wohl wie ,,Schwedisch mit Kartoffel im Mund“ klingt. Der Austausch mit Dänemark hat spätestens seit Bau der 8 km langen Öresundbrücke (Fertigstellung 2000) wieder stark zugenommen: dank der Brücke entstand eine neue Metropolregion mit über 3.7 Einwohnern (siehe https://www.oresundsbron.com/en/node/6738, Stand: 30.07.2016).

Stimmungsvolle Szenerie aus dem Schweden-Kalender 2017

Stimmungsvolle Szenerie aus dem Schweden-Kalender 2017

 


Nun aber auf nach Lund! Neben der Kathedrale und dem Universitätschloss seien vor allem die Burgenähnlichen Unigebäude (AF Borgen, Juridicum, …) sowie das Kulturen empfohlen, ein Freilichtmuseum mitten im Zentrum mit Gebäuden aus ganz Schweden und unterschiedlicher Zeitepochen. Einen schönen Sandstrand mit wenig spektakulärer Umgebung (höchstens ein Paar Fischerhäuschen, Supermärkte und eine Stadtbibliothek) gibt es mit dem Lommar Beach ca. 15 min mit dem Bus entfernt.

In Lund tummeln sich im Semester mehr als 40.000 Studenten, davon mehr als 5000 internationale Studenten. In den Semesterferien wirkt die Stadt dann plötzlich wie leer gefegt. Der Deutschenanteil unter den Studenten ist sehr hoch, sinkt aber im Sommersemester deutlich.

1. Universität: Studium und Studentenleben

Das Studentenleben findet größtenteils in den Nationen, den Studentenvereinigungen, statt. Ehemals Unterkunft und soziale Heimat der Studenten aus den verschieden Regionen Schwedens (die Nationen heißen Göteborgs, Hallands, Smalands nation, usw.), kann man heutzutage einer Nation nach deren Profil und Gefallen beitreten (ca. 20 Euro pro Semester). Die Nationen unterscheiden sich schon etwas nach Publikum (in Hallands wimmelt es an Austauschstudenten, Göteborg scheint sehr schicke Schweden aus Stockholm anzuziehen, ..), sind aber in der Regel unpolitisch (es gibt eine — links-anarchistisch ausgerichtete — Ausnahme). Auch wenn man Mitglied einer bestimmten Nation ist, kann man dennoch für andere Nationen arbeiten und deren Aktivitäten nutzen; die Nationen sind im Verbund Studentlund zusammengeschlossen (http://studentlund.se/).

Verrückt wird Lund zu Valborg, dem schwedischen ,,ersten Mai“, dem letzten Tag des Aprils; der ganze Stadsparken wird von mehreren zehntausend Menschen, vor allem Studenten aus ganz Schweden, aufgesucht; es wird getrunken und Musik gehört. Das Fest endet schon am frühen Nachmittag (die ersten Teilnehmer haben sich bereits vor Acht einen Platz im Stadtpark gesichert), dann verlassen alle Feierende friedlich den Park, um für die Reinigungskräfte Platz zu schaffen. Am späten Abend finden dann nämlich die Valborg-Feuer statt. Bis dahin geht die Superparty an den Studentenwohnheimen weiter. Valborg als Festival-artiges Happening gibt es außer in Lund nur noch in Uppsala, der anderen traditionsreichen Unistadt in Schweden.

2. Vorbereitung

Zur Vorbereitung sollte man einen Sprachkurs belegen und sich um eine Unterkunft kümmern (am besten über die Bewerbung für den Studienplatz mit einer gleichzeitigen Bewerbung auf ein Studentenwohnheimsplatz, sonst übers International Housing Office, privat muss man mit 350 Euro aufwärts rechnen, WGs sind untypisch).

2.1 Unterkunft

Am einfachsten wohnt man wohl in einem der vielen Studentenwohnheime; für Zimmerpreise von 250 bis 350 Euro lebt man typischerweise mit 6-12 anderen Studenten in einem Korridor, für ausländische Studenten gibt es auch die Möglichkeit auf sogenannten International Corridors zu leben. Da in jedem Korridor ein oder zwei Zimmer für International Students reserviert sind, ist ein normaler Korridor deutlich besser, um mit Schweden den Alltag zu verbringen und neben deren Sprache typische Gepflogenheiten und Ansichten kennenzulernen.

2.2 Alltag und Freizeit

Neben regulären Supermarktketten Ica und Coop (oft nur wenige hundert Meter von den Studentenwohnheimen entfernt) finden sich auch Discounter wie Willys und sogar Lidl in Lund, die auf Grund der schätzungsweise 20% bis 30% teureren Lebensmittel als in Deutschland auch etwas längere Anfahrtswege rechtfertigen sollten. Unter Schweden ist es sehr üblich, selber für die Mittagszeit zu kochen und Essen mitzubringen, weil es eben nicht wie in Deutschland ein subventioniertes Mensa-System gibt. Stattdessen sieht man also spätestens ab zwölf Uhr die für Schweden so typischen, disziplinierten Schlangen vor den Mikrowellen und Küchenbereichen der Institutsgebäude. Alternativ und auch sehr gerne von Austauschstudenten genutzt, ist die Möglichkeit, in den verschiedenen Nationen zu Mittag zu essen, wo dann Studenten kochen und servieren.
Wegen der hohen Alkoholpreise sind es auch die Nationen, und keine Clubs oder Kneipen, die das Nachtleben von Lund prägen; als Clubs geführt, genießen sie steuerliche Vergünstigung und geben Alkohol quasi zum Selbstkostenpreis ab. Die Nationen organisieren den sogenannten Pub, Kneipenabende mit Essen, die dann oft in Clubnächte übergehen. Ein entscheidender Nachteil der Organisation des Studentenlebens in Lund über Nationen ist es jedoch, dass diese oft überfüllt sind und dementsprechend lange Schlangen für Mittagessen wie auch Pub und Club die Regel sind. Mit etwas Erfahrung findet man aber auch schnell die Nationen, die standardmäßig etwas weniger besucht sind (wie Lunds Nation).

2.3 Schwedisch

Schwedisch ist dem Deutschen so ähnlich, dass man eigentlich bereits Zeitungstexte und Kinderbücher grob verstehen kann, ohne jemals die Sprache gelernt zu haben. Das eigentliche Problem beim Erlernen der Sprache ist neben der etwas schwierigen Aussprache (viele Laute werden in ungewöhnlichen Mundregionen gebildet) auch fast schon wieder genau diese Ähnlichkeit: letztendlich suggeriert sie dem Lernenden, man brauche gar keine Vokabeln lernen!
Die Anzahl der Teilnehmer für die kostenlosen Sprachkurse an der Uni ist stark limitiert (bzw. der Anteil ausländischer Studenten einfach sehr hoch). Es lohnt sich, bereits in Deutschland die Sprache in Grundzügen zu erlernen; ist man dann in Schweden, so kann man das Gelernte verfestigen und anwenden und natürlich im Rahmen von den Sprachkursen weiter ausbauen (die übrigens — wenn auch kostenpflichtig — ebenso von der Volkshochschule angeboten werden). Es sei darauf hingewiesen, dass viele Schweden (aus Höflichkeit, oder auch aus Bequemlichkeit?) sehr schnell ins Englische wechseln; erst wenn man also ein gewisses sprachliches Niveau erreicht hat, kann man sein Schwedisch tatsächlich auch anwenden!

Zur weiteren Vorbereitung (oder sogar Nachbereitung) für ein Auslandsjahr in Schweden empfehlen wir unseren Großformat-Kalender Schweden 2017, oder unseren Kalender Skandinavien 2017.