Borneo - Teil 2
Die Reise per Boot geht auf dem Barito-River weiter.
Der Barito River mündet bei Banjarmasin, in Südkalimantan ins Meer. Durch seine unendlich vielen Windungen durch die tropischen Urwälder im Süden von Borneo erreicht er eine Länge von ca. 6000 Kilometern. Damit ist er der längst Fluss Indonesiens.
Die südlichen Provinzen von Borneo sind berühmt für Holzarten wie Eisenholz und Meranti. Der Raubbau von wertvollen Tropenhölzern hat leider ein ähnlich großes Ausmaß wie im Osten Borneos angenommen. Dazu kommen immer mehr Palmölplantagen, für die wertvoller Regenwald für immer verschwindet.
In einigen Ländern Afrikas hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass z.B. die Berggorillas eine wertvolle Ressource sind. Hoffentlich setzt sich diese Erkenntnis recht bald für die Orang Utans in Indonesien durch.
Die Tour beginnt in Banjarmasin, dem Venedig Indonesiens. Wir haben eine Anlegestelle in Stadtnähe gefunden.
Es ist noch dunkel, als wir am frühen Morgen von unserem Quartier mit einem schnellen Motorkanu in Richtung schwimmender Markt aufbrechen. Nach etwa 45 Minuten erreichen wir den Markt.
Mit einem großen Hausboot wäre eine Fahrt mitten durch die schwimmenden Händler kaum möglich gewesen.
Für den anschließenden Besuch der Insel Kambang müssen wir weitere 30 Minuten im Motorkanu zurücklegen. Ein kleiner Tempel ist das einzige Bauwerk auf der Insel. Hier leben zahme Affen, diese zu füttern soll angeblich Glück bringen.
Auf dem Sozius eines Motorrads chauffiert man uns anschließend zum 40 Kilometer entfernten Ort Cempaka. Weltberühmt sind die Diamantenminen, die wir hier besichtigen dürfen. Erschreckend primitiv sind die Arbeitsbedingungen, unter denen die Diamantensucher hier ihren gefährlichen Job tun.
Wir setzen die Fahrt auf dem Motorrad fort. Noch einmal etwa 45 Kilometer auf unbefestigten Urwaldwegen.
Aufgewühlt und schlammig sind einige Passagen. Als dann noch ein heftiger Tropenregen beginnt, wird die Piste unbefahrbar. Schließlich erreichen wir mit viel Glück bei Einbruch der Dunkelheit ein kleines Dorf. An eine Weiterfahrt ist nicht mehr zu denken. Eine gastfreundliche Familie gewährt uns für diese Nacht eine Herberge. Wir teilen uns in der winzigen Hütte einen einzigen Raum mit der ganzen Familie. Strohmatten werden auf den Fußboden gelegt, und unser Schlafplatz bereitet. Der Tropenregen ist noch stärker geworden. Notdürftig versuchen uns die Gastgeber mit Plastikfolien vor dem eindringenden Wassermassen zu schützen.
Mit Körperkontakt, Schulter an Schulter schlafen wir schließlich auf dem Fußboden neben der Gastfamilie ein.
Gegen Morgen hat der Regen nachgelassen und wir können uns die Hütte bei Tageslicht ansehen.
Eine schwankende Behausung, auf Pfählen direkt über dem Fluss gebaut, war unser Notquartier für die Nacht.
Mit herzlichen Umarmungen und einem Gastgeschenk meinerseits verlassen wir die freundliche, herzliche Familie.
Es geht noch ein Stück flussaufwärts. Die Bewohner in dieser abgelegenen Region sind entweder auf die schlammige Urwaldstraße oder aber auf den Wasserweg angewiesen, wenn sie den nächsten, größeren Ort erreichen wollen.
Wir freuen uns über das Angebot, als man uns auf einem Bambusfloß stromabwärts mitnehmen möchte. Ein Floß aus Bambusstangen soll als Baumaterial auf dem Markt verkauft werden. Bei der "Überführungsfahrt" zum Markt dürfen wir als "Passagiere" mitfahren. Für die 45 Kilometer lange Strecke werden wir fast einen ganzen Tag benötigen.
Wie der unendlich weite Urwald gehören auch die Orang Utan zu Borneo. Der Name Orang Utan setzt sich aus zwei Worten zusammen und bedeutet auf Bahasa Indonesia: Orang = Mensch und Utan = Wald.
Deshalb wollen wir uns jetzt auf den Weg machen, um unsere Vorfahren, die "Menschen des Waldes", zu besuchen.
Von Banjarmasin fliegen wir mit einer kleinen 4-sitzigen Propellermaschine über Sampit nach "Pangkalanbun".
Von dort wieder auf der Ladefläche eines LKW nach Kumai.
Hier werden wir vom Kapitän eines "winzigen" Hausbootes erwartet. Das Hauptdeck des Bootes ist derart niedrig gebaut, dass man sich darunter nur im Sitzen oder Liegen aufhalten kann und ist deshalb nur als Nachtquartier geeignet.
Von Kumai fahren wir auf dem "Black River" stromaufwärts in das Naturreservat von "Tanjung Puting".
Den "Black River" nennen die Einheimischen hier scherzhaft Coca Cola River, wegen seiner durchsichtigen, bräunlichen Färbung. Die Fahrt führt durch eine ganz eigenartige, an den Ufern dicht mit Schilf und kleinen Bäumen bewachsene Landschaft. Eine üppige Flora und Fauna begleitet uns auf der vier- bis fünfstündigen Fahrt.
Für die nächsten 3 Tage wird ein Mini-Hausboot unser Zuhause sein. Das Leben auf dem Mini-Hausboot ist durch Einschränkungen geprägt. Wenn man nicht unbedingt die Zeit im Liegen verbringen möchte, dann muss man sich zwangsläufig auf dem "Oberdeck" aufhalten. Das Wasser für unseren Kaffee und Tee sowie für unsere Gemüsesuppen wird direkt mit einem Eimer aus dem Fluss geschöpft.
Mit einem Lächeln im Gesicht warnt uns der Kapitän vor dem Gang auf die "Frischwassertoilette" am Heck.
"Achtung, da ist ein großes Loch im Boden – und es gibt keine Haltegriffe". Als Spülung dient ein Eimer mit einem Seil, mit dem man zuvor Flusswasser schöpfen musste. Dann sagt er noch etwas und lachte dabei laut: "Bitte kein Wasser zum Spülen holen, wenn das Boot steht". Klar, ist doch logisch!
Wir erreichen den Eingang des Nationalparks „Tanjung Puting“ am späten Nachmittag und ankern am Landungssteg.