Äthiopien
Heute ist Äthiopien ein nach ethnischen Kriterien in neun Bundesstaaten aufgeteiltes Land. Der größte Teil wird vom nördlichen Hochland bestimmt. Die höchste Erhebung ist der 4620 m Ras Daschan Terana. Die Hauptstadt Addis Abeba liegt auf einer Höhe von 2400 - 2600 m ü. NN. Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat.
Historisch gelten die Amharen als die Begründer des Landes. Und obwohl sie nur ca. 1/3 der Bevölkerung stellen, hat sich ihre Sprache, das Amharisch, als Staatssprache durchgesetzt.
Mehr als 80 Mio. Einwohner und ein rasantes Bevölkerungswachstum stellen eine große Herausforderung für das Land dar.
Die wichtigste Religion des Landes ist das äthiopische Christentum. Äthiopien ist nach Armenien der zweitälteste christliche Staat der Erde. Nur etwa 40 % der Bevölkerung vertreten den Islam. Die gegenseitige Akzeptanz beider Religionen ist vorbildlich.
Äthiopien ist der älteste unabhängige Staat Afrikas. Mit seiner mehr als 2500 Jahre alten Geschichte zählt es zu den ältesten Kulturländern Afrikas.Touristisch war das Land trotz seiner atemberaubenden Geschichte noch bis vor Kurzem ein weißer Fleck auf der Landkarte der Reiseanbieter.
Viel mehr als den Namen des 1974 gestürzten Kaiser Haile Selassie, oder dass der Ursprung des Kaffees in Äthiopien zu finden ist, können nur wenige mit dem Land in Verbindung bringen.
Noch viel weniger ist bekannt, dass der Kaiser Haile Selassie der 227. Nachfolger Meneliks I ist.
Wer ist aber dieser Meneliks I.?
Er war kein minderer als der Sohn von Salomon und der Königin von Saba.
"Es war einmal..." So beginnen Märchen: Und ähnlich spannend und faszinierend begann vor ca. 3000 Jahren die Geschichte des heutigen Äthiopien.
Aber die Geschichte dieses Teils der Welt liegt noch viel weiter zurück. 1974 wurde hier "Lucy" gefunden. Lucy ist eines der ältesten erhaltenen Skelette eines Menschen (3,2 Mio. Jahre alt).
Die Ägypter lebten über 6000 Jahre an den Ufern des Nils, ohne zu wissen, wo die Lebensader ihrer Existenz entspringt. Über den oder die Entdecker kann man sich noch heute trefflich streiten. Unbestritten ist heute, dass der Blaue Nil im Tanasee entspringt.
Begleiten Sie mich auf dem Weg durch das heutige, faszinierende nördliche Äthiopien!
Modern und wegen der Höhe von 2400-2600 Metern über N.N. klimatisch angenehm ist der Empfang in der Hauptstadt Addis Abeba.
Auf einem Inlandsflug geht es am nächsten Morgen weiter nach Lalibela. An diesem Ort, der früher Roha hieß, ließ König Lalibela Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts ein "Afrikanisches Jerusalem" bauen. Die insgesamt elf Kirchen in Lalibela sind ein architektonisches Wunderwerk, gänzlich mit einfachsten Werkzeugen aus einem gewachsenen Felsen herausgehauen.
Einige von ihnen sind sogar monolithisch. Im Angesicht der monolithischen Kirchen kann man sich vorstellen, wie enorm die architektonische und körperliche Leistung gewesen sein muss, um diese Kunstwerke zu erstellen.
Nicht ganz ohne Stolz werden Besucher von den Priestern empfangen. Alle sind traditionell in prächtige Gewänder gehüllt.
Von Lalibela geht es nach Bahar Dar, am südlichen Ufer des Tanasee. Auf einer gut ausgebauten Straße führt die 300 km lange Strecke über Gashena, Debre Tabor und Wereta.
Unterwegs erleben wir das Hochland von Abessinien mit seinen typischen Tafelbergen, tiefen Schluchten und fruchtbaren Hochtälern. Hier wird u.a. das einzigartige Getreide "Teff" angebaut.
Bahar Dar bedeutet zu deutsch "am Rande des Sees". Bahar Dar und der Tanasee liegen in einer Höhe von ca. 1830 Metern über NN. Der Tanasee ist mit ca. 3673 km2 fast sieben Mal so groß wie der Bodensee.
Auf dem Tanasee werden die traditionellen Schilfboote immer noch zur Beförderung von Lasten und für den Fischfang benutzt.
In der amharischen Sprache wird der Blaue Nil Abay genannt, die Wasserfälle "Tis Abay", "Rauch des Wassers". Einige benennen sie auch nach dem Namen des Ortes, "Tis Issat".
Bereits 1618 fand der portugiesische Pater Peter Paez, zusammen mit Pater Lobo, die Nilquelle. Der große Abay fließt im Süden aus dem Tanasee, der kleine Abay fließt aus Westen kommend in den See. Die Quelle des "Kleinen Abay" im abessinischen Hochland ist also die wirkliche Quelle des Blauen Nil. Über das Urheberrecht auf die Entdeckung wird noch heute gestritten. David Livingston fand, er habe 1866 (ca. 150 Jahre später) die Quelle im Tanasee entdeckt. Die Wasserfälle des Blauen Nil sind beeindruckend schön. Der Streit über das Urheberrecht beeindruckt niemanden mehr.
Ausgangspunkt für einen ca. 3,2 km langen Rundweg zu den Wasserfällen ist der Ort Tissisat. Der steile und steinige Pfad beginnt bei einer alten steinernen Brücke, die von den Portugiesen im 17. Jahrhundert erbaut wurde.
Nachdem man erst einmal die letzten Häuser des Ortes hinter sich gebracht hat, und somit auch die letzten Shops mit Andenken und allerlei bunter Textilien, wird der Weg steinig und schroff.
Dann taucht er plötzlich auf! In diversen Publikationen wurde er bereits beschrieben: Der Junge mit der Flöte. Es ist also keine Legende, - es gibt ihn wirklich! Auf einem Baum sitzend, mitten auf dem Weg zu den Wasserfällen, und er spielt.
Und dann konnte man plötzlich ihn hören: Ein Donnern, ein Rauschen - der Wasserfall des Blauen Nil. Auf einer Breite von fast 500 Metern donnert er eindrucksvoll 45 Meter in die Tiefe. Was muss David Livingston empfunden haben, als er 1866 diesen Anblick genoss!
Nach diesem beeindruckenden Naturschauspiel führte unser Weg am nächsten Tag in die 200 km entfernte Kaiserstadt Gondar.