Borneo

Bei Kalimantan, dem indonesischen Teil von Borneo, spricht man auch vom Land der 1000 Flüsse. Straßen als Verbindungswege zwischen den Orten sind nur ganz vereinzelt anzutreffen. Häufig enden diese irgendwo in der Unwegsamkeit. Als einzig sinnvolle Verbindungsstraßen haben sich die Wasserwege bewährt.
Der Mahakam-River nimmt seinen Ursprung in den Weiten des Urwaldes auf der Westseite von Borneo. Im Osten von Kalimantan mündet er bei Balikpapan nach ca. 920 Kilometern in die Straße von Makassar.

Sonnenuntergang auf dem Mahakam-Fluss

Balikpapan ist der Startpunkt unserer Tour. Eine Stadt, die man innerhalb der ersten Stunde wieder verlassen sollte:
geschäftig, hektisch und von der hässlichern Ölindustrie geprägt. Ansässige Reiseveranstalter bieten hier für interessierte Touristen Flusstouren auf dem Mahakam an. In der Regel sind das Angebote über 3- 5 Tage auf einem Hausboot.
Warum schmeckt eine selbst gemachte Marmelade besser als die aus dem Supermarkt ?
Weil man weiß, was drinnen ist. Und weil Selbermachen einfach mehr Spaß macht.

Also haben wir in Absprache mit einigen örtlichen "Spezialisten" eine 7-tägige Tour selber zusammengestellt. Die Hausboote sind in den letzten Jahren immer moderner und komfortabler geworden. Die besseren Boote verfügen inzwischen sogar über Kabinen mit Klimaanlage. Die beste Wahl sind jedoch Boote, auf denen die Passagiere die Natur hautnah erleben können. Boote mit einem Deck für maximal 10-15 Fahrgäste. Wir haben uns für ein solches Boot entschieden.
Zunächst geht die Fahrt mit einem Minibus von Balikpapan über Samarinda nach Tenggarong und von hier weiter nach Loajanan. Hier liegt unser Hausboot.
Wichtig:Die Reise per Boot sollte nicht!! in Balikpapan beginnen! Das würde die Tour auf einem sehr unschönen Teil des Flusses unnötig verlängern. Der Industriebereich und hier vor allem die Holzindustrie, mit ihren Unmengen von Tropenholz, säumen die Ufer bis Samarinda.
Ab Loajanan geht es nun auf dem großen, trägen Mahakam nach Mura Muntai, einem Dorf, das völlig auf Pfählen errichtet ist, in dem sogar die Wege und Straßen aus hölzernen Stegen bestehen.
Jetzt ist ein Umstieg auf ein Kanu ist erforderlich, um auf einem der schmalen Seitenarme des Mahakam den Ort "Tanjung Isuy" zu erreichen. Die Fahrt zu dem dort lebenden Stamm der "Benuaq" dauert ca. 2,5 Stunden. Nach einem streng vorgegebenen Ritual wird Fremden der Zutritt zum Dorf der "Benuaq" gewährt. Nur nach einer aufwändigen Zeremonie, die das Dorf vor bösen Geistern bewahren soll, darf man das Dorf betreten.

Borneo-Kalimantan: Tanjung Isuy, Einlass-ZeremonieBorneo-Kalimantan: Tanjung Isuy

Am folgenden Tag machen wir einen Abstecher auf einen der wenigen Straßenstücke. Auf der Pritsche eines LKW fahren wir zum "Lamin-Mancong-Langhaus". Hier kann man einen Eindruck vom Leben der Dayak bekommen. Für eine Nacht sind wir Gäste im Langhaus. Noch heute zählt man ca. 2 Millionen Dayak. Sie leben in der Großfamilie gemeinsam in einem Langhaus. Mit einem gemeinsamen Essen im Langhaus werden wir als Gäste begrüßt.

Des Nachts schläft die gesamte Familie in einem gemeinschaftlichen Schlafraum, wir bekommen als Gäste jedoch einen separaten Schlafraum. Allerdings ist der Eingang zum Schlafraum mit einem makabren Mobile verziert:
Schädel von getöteten und verspeisten Feinden hängen sauber aufgehängt von der Decke. Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass die Dayak noch im letzten Jahrhundert Kopfjäger und Kannibalen gewesen sein sollen. Da stellt sich mir die Frage: Was gab es vorhin als Begrüßungsmahl?

Borneo-Kalimantan: Totenschädel im Borneo-Kalimantan: Anghörige der Dayak-Volksgruppe

Das Hausboot schien nur auf den ersten Blick primitiv eingerichtet.

Borneo-Kalimantan: Unser Hausboot Auf den zweiten Blick war alles zweckmäßig und funktionell, und sogar etwas romantisch. Man konnte nicht nur die Füße, sondern auch die Seele baumeln lassen.

Auf nur einem Deck findet das tägliche Leben statt. Aktive Mithilfe der Passagiere beim Bettenbau und beim Einrichten des Decks für den Tag ist angesagt.

Eine Klimaanlage ist dank der nächtlichen, leichten Briese absolut überflüssig.
Der kleine Schiffsdiesel tuckert unaufdringlich, beruhigend, während man das "Leben am Fluss" vorbeiziehen sieht.

Tagsüber beruhigendes Dieseltuckern - nachts dringen die Geräusche des Urwalds ungefiltert an unsere Ohren.

 

Für die nächsten 7 Tage unser Wohnraum...und unser Schlafraum

Noch eben in der Dämmerung an den letzten Dörfern vorbeigefahren, wird einen Ankerplatz für die Nacht gesucht.

Borneo-Kalimantan: Dorf am Semayang-See Während sich tagsüber entlang des Ufers ein reges Treiben beobachten lässt, verströmen die Dörfer am Abend und in der Nacht eine beruhigende Gelassenheit.

Die Weiterfahrt führt über den ca. 130 km2 großen Semayang-See. Mitten durch den See fließ der Mahakam-River. Mit etwas Glück bekommt man hier Süßwasserdelfine zu sehen.

In der Trockenzeit ist fast die gesamte Fläche mit Schilf und anderen Wasserpflanzen überwuchert. Dann wird das ganze Gebiet eine einzigartige Brutkolonie für hunderttausende von Vögeln aller Art, unter anderem auch von verschiedenen Eisvogelarten.

Die Wassertiefe im Semayang-See ist in der Trockenzeit nicht ausreichend für unser Hausboot. Das muss sich auf die Fahrrinne des Mahakam River beschränken. Damit wir die üppige Flora und Fauna bewundern können, steigen wir auf kleine Motorkanus um. Bis in die späte Dämmerung dauert die Pirschfahrt per Boot.

Borneo-Kalimantan: Semayang-See, üppige Flora und FaunaBorneo-Kalimantan: Auf Pirschfahrt im Semayang-See

Die sieben Tage angefüllt mit vielen Eindrücken sind wie im Fluge vergangen.

Borneo-Kalimantan: Körperpflege mit Flusswasser auf dem HausbootBorneo-Kalimantan: Sonnenuntergang auf dem Semayang-See

Am letzten Abend wird die Körperpflege mit Flusswasser noch einmal ausgiebig zelebriert. Dann schenkt uns der Mahakam, wie jeden Abend, einen Sonnenuntergang zum Abschied.

Die Reise per Boot geht auf dem Barito-River weiter.

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